Coblenz den 10ten September 1918

Lieber Vater Du sollst mir viele Plätzchen schicken Kuchen und ein Püppchen. [?] war gestern Fräulein von […] da Es regnet heute.

Mein liebes Lieb. Jetzt kann ich Dir nur durch Gail mal einen Gruß schicken ob er zwar schneller ankommst bezweifle ich da Gail mit einem Transport fährt. Heute abend will er die Sachen holen. Wäsche (Strümpfe sind die neuen aus Freiburg). Berta meinte bei den dicken Strümpfen drückten Dich die Schuhe ich wünsche nur im gemeinsten Sinne! 100 Cigaretten a 12 Sh[?] leider kann ich sie Dir nicht schicken, Du kennst meine Geldnöte. Kinder sind aus und holen Odol und 1 Glasschmierchen[?] lege ich ein. Gestern mit Sibylle war es ziemlich langweilig wie erwartet, sie fuhr auch erst um 9 so mußte ich meinen Hahn opfern der sehr lecker war. Die selbstgebutterte Butter ist ausgezeichnet, schade nur daß Du nicht mit genießen kannst. Mir täte schon mal wieder ein Sprechen mit Dir sehr gut und not, ich bin ja aber so unberufen so zufrieden. Oft denke ich zwar es kann nicht gut gehen die Geburt, nur geb\'s Gott doch. Wurmt[?] kam um 4 reichlich Thee, sie brachte sehr anständig ihr Komisbrod selbst mit, dann machten wir einen kleinen Bummel Rheinanlagen, Mainzer zurück.
Dann wurden die obligaten Karten an Fräulein Bohm und Gabriele von Collas[?] geschrieben, gegessen und dann ging die Zeit schnell um. Ist die eine Armee die Weichsel[?] nennt Dich auch Deine die zweite die er nennt. Ich nehme aus Dr. Jungs Brief auch an daß seine Mutter nicht kommt?
Ich weiß auch noch gar nicht wie ich es machen soll wenn Gerty hier ist und die Biesolder[?] kommen. 1 Bett ist dann nur frei. Auch wenn Frau Sander kommt und wie ich jetzt denke muß ich für Ilse auch ein Kinderbett leihen. Doch das sind alles kleine Sorgen die sich kommt Zeit kommt Rat lösen. Ich werde Nebels aber doch um ein Kinderbett fragen. Wenn ich denke Du könntest doch nicht bei sein wäre ich vielleicht doch besser in ein Heim gegangen hätte es ohne Frau Sander geschafft. gut verpflegt soll man ja in den Heims sein. Na es ist nichts mehr. Ich finde ich bin die letzte Zeit doch viel dicker geworden, spüre mehr leben als bei den andern Kindern. So da kamen doch einige teils sehr angenehme Unterbrechungen wie Dein lieber Brief vom 6ten / Freitag / mit neuer Ortangabe verschleiert und Einlage von Dr. Jung. Verlobung des Herrn Mitscherlich hochkomisch, was soll heißen verloben müssen, doch wohl sie ja ihn gekapert. Denn im andern Sinne wer sollte das wissen? Kennst Du Frau Hauptmann Rienitz? Wetter scheint ähnlich wie bei uns, heute ausgesprochener Regentag. Berta kam eben ohne Odol wieder, es gäbe in all den Läden nichts. Eben kommt schon Gail, wie gern führe ich an seiner Stelle zu meinem hoffentlich gesunden Affen. So kann ich Dir nur […] Küsschen schicken. Dein neuer Ort fängt […] mit P an und hört mit x auf oder mit B an und hört mit n auf, ich denke aber es ist ersteres an der Waldlage. Ist das Häuschen mit dem Fähnchen drauf Schloß? Bei Richter[?] hatte ich natürlich wieder schön Gedanken!
Ich schicke Dir nur 2 Paar Strümpfe als Versuch, wenn Du sie nicht willst schicke sie bitte wieder es ist so gute Wolle für die Kinder zu verwenden als Gamaschen. Von Büchern schicke ich 3 die ich auch gern wieder hätte. Wenn Du Wäsche diesmal mitgewaschen haben willst muß sie am 16ten spätestens hier sein. Also mir durch Morjahn oder den zurückfahrenden Pferdeburschen, dann denke aber auch an Komisbrod.
Werdet Ihr beschossen, toll? Flieger? Brief von Morrem[?] sehr nett, ich sprach eben mit ihr am Telephon, wir haben Pech Link[?] kommt wahrscheinlich nicht wieder gar nicht und der Sohn ist jetzt auf Hochzeitsreise, also werden beide andere Gedanken im Kopf haben. Morrem[?] meinte ich sollte Link[?] aber vielleicht doch noch mal selbst schreiben was ich baldigst tun will. Link[?] scheint mir ein lauriger[?] Pilot
Nun Du liebes Lieb 1000 Küsse bleib gesund
dies hofft von uns beiden Deine treue Mamma
bis in den Frieden aus diesem Weltkrieg auf dieser Erde.