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Brief (Transkript)

Schwager an Friedrich Pietzsch am 13.04.1918 (3.2002.9029)

 

Frankreich, den 13. April 1918.



Lieber Schwager!

Zu Deinem Geburtstage sende Dir nebenstehenden Champagne-Frühjahrsgruß verbunden mit meinen herzlichsten Glückwünschen, mögen alle Deine Wünsche in Erfüllung gehen. Hoffentlich kannst Du im nächsten Jahr Dein Wiegenfest im tiefsten Frieden wieder daheim feiern. So halb im Frieden befindest Du Dich ja eigentlich schon dort drüben, aber hier bei uns geht jetzt erst der richtige Krieg los. Die großen Erfolge sind ja einfach überwältigend, unsere Hiebe scheint den Engländern und Franzmännern schlecht zu bekommen. Die neuesten Nachrichten laufen laufen hier immer durch Funkspruch ein und jeder genommene Ort wird auf einer großen 300000 Karte dick angestrichen, macht richtigen Spaß. Die beifolgende Karte hab ich aus einer Feldzeitung ausgeschnitten, sie ist ja nicht sehr genau, aber vielleicht kannst du sie als Übersichtskarte gebrauchen. Die bis gestern genommenen Orte und Flächen habe ich gekennzeichnet.
An unserem Frontteil ist es bis jetzt im Verhältnis zur Somme pp. immer noch ruhig, wir hatten bisher hier eine andere Aufgabe zu erledigen, aber es ist nicht ausgeschlossen, daß wir auch \'mal eine kleine Herrenpartie[?] veranstalten, Paris würde ich ganz gern kennen lernen. Das Verhalten des Franzmanns kann man hier ziemlich nervös nennen, was sich in seiner fast unnützen Schießerei und Bombenschmeißerei äußert. Hauptsächlich letzteres macht uns hier hinten viel zu schaffen, uns persönlich wieder mehr die Luftabwehr als die Schmeißerei selbst, denn fast allabendlich muß man so ein richtigen Trommelfeuer in der Luft über sich ergehen lassen, nebenbei gesagt, schaurig schönes Feuerwerk. Eine Zeit lang beschoß der Franzm. mit ganz schweren Langrohrgeschützen die Bahnanlagen hinter uns, natürlich erfolglos, und ganz sonderbarer Weise war der Abschuß des 30 km entfernt stehenden Geschützes sehr viel lauter zu hören als der Einschlag […] 1 ½ -2 km hinter uns, was wohl erstens durch die ungeheure Triebladung und zweitens dadurch zu erklären ist, daß wir auf einer Höhe direkt in Schießstellung liegen. Nebenbei gesagt eine ganz kitzlige Lage.
Gestern haben wir als ständiges Zubehör einen
einen Wagen mit Kutscher und zwei Pferden bekommen, vielleicht sollen wir damit eine Himmelfahrtpartie machen.
Vetter Felix war auch mal wieder auf Urlaub und hat auch Spandau besucht. Am Montag haben meine Schwiegereltern silberne Hochzeit gefeiert, leider konnte ich nicht dabei sein.
Nun, lieber Schwager, wünsche ich nochmals, daß Du Deinen Geburtstag in bester Stimmung erleben mögest und in der Hoffnung auf ein baldiges gesundes Wiedersehen
empfange die herzlichsten Grüße
von Deinem Schwager
Fritz

 

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