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Brief (Transkript)

Onkel an Friedrich Pietzsch am 26.09.1917 (3.2002.9029)

 

Forsth. Königsberg den 26. Septbr 1917


Erl. 11.10.

Lieber Fritz!

Schönsten Dank für Deine Karte, die wie immer auf einem kleinen Raum eine Menge Worte bringt. Trotzdem auch ich mit Tinte und Papier sparsam bin, bekomme ich kein solches Schriftstück fertig.-
Deine Lieben sind ja bald eine Woche von uns fort. Das war uns ein sehr lieber Besuch. Erna wollte am liebsten hier bleiben und nur das bittere „Muß“ zwang sie, sich ihrer Mutter anzuschließen. -
Übrigens hat sich Lieschen noch sehr nützlich bei der Obsternte gemacht. - Das war doch einmal für eine Großstädterin eine Abwechslung. Sie ist ja in Spandau gut angekommen. - Intressant ist es ja gewesen, daß die Spandauer zum Empfang in Charlottenburg waren und die beiden in Spandau vor verschlossenen Türen standen. Die Aussperrung hat ja aber nicht lange gedauert. Lieschen schrieb uns einen langen Brief, macht aber zuviel Aufhebens von dem Besuch bei uns. Die Hauptsache ist aber, daß sie sich recht gut erholt hat; schade nur, daß es nicht länger gedauert.
Jetzt werden die beiden Damen sich ja wieder in dem alten gewohnten Gleise befinden.
Daß Dein Dienst so beschwerlich ist, ist ja sehr unangenehm, - aber der Soldat hat einfach zu gehorchen. - Hoffentlich dauert der ganze Rummel nicht mehr allzulange, denn soviel ist noch niemals vom Frieden geschrieben, gedruckt und gesprochen worden. Gott gebe es und führe alle gesund und wohl heim. -
Dein Bruder Max wird wohl Sonntag oder auch früher bei uns eintreffen. -
Sehr lebhaft kann ich mir seine Sehnsucht nach seinen Lieben vorstellen. -
Heute erhielten wir die Nachricht, daß unser Max am 11 d. M. Leutnant d. L. geworden. Wir haben uns selbstredend sehr darüber gefreut. Heute soll die Urlaubssperre ein Ende haben und glaubt er Anfang Oktober oder vielleicht noch diesen Monat auf Urlaub zu kommen. - Er ist noch niemals auf Heimurlaub gewesen. - Er war doch zweimal verwundet und hatte nur Erholungsurlaub aus Hirschberg. - Jetzt ist er seit Anfang November ununterbrochen im Felde und hat jetzt den Rummel bei Riga u. s. w. mitgemacht. Zuletzt waren die Radfahrer meist bei Jacobstadt. Seine Comp. hatte kürzlich also Anfang Septbr. 5 Geschütze genommen. - Ich weiß nicht, ob er jetzt noch Comp. Führer ist, jedenfalls hat er seit Mai die Comp. gehabt, wie Leute seiner Comp. erzählten.
Bei dem Geplauder hätte ich beinah vergessen, Dir im Auftrage meiner anderen Hälfte den besten Dank für die wohlgemeinten Wünsche zu Ihrem Geburtstage abzustatten. Also bitte nimm es mir nicht übel, daß ich mich dieses Auftrages erst auf der 4 Seite dieses Briefes entledige. - Wenn man alt ist wird man taperig. -
Nun mein lieber Fritz von uns kann ich Dir Gottlob nur Gutes berichten –
Wir sind wohl und gesund, alle miteinander und das ist der beste Bericht.
Schließlich nochmals Dank für Deinen lieben Besuch. Das Wenige, was Du hier genossen, hast Du ja redlich abgearbeitet. Die Leiter ist täglich im Gebrauch und wird so oft sie benutzt wird, Deiner gedacht.
Nimm zum Schluß viele recht herzliche Grüße von Mutter Mende\'n[?], Klara, Helmut und Deinem Onkel Karl Mendei[?]

Dir lieber Fritz besonderen Dank für den Gepäckhalter, ich kann diesen gebrauchen wies täglich Brot. Schade daß Lieschen schon weg musste, es war zu schön.
wir haben uns gut verstanden. Auf frohes Wiedersehn beim Friedens-Erholungsurlaub so Gott will in nicht zu ferner Zeit in Panscha[?] D. getr. Klara u. Helmut.

 

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