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Brief (Transkript)

Freund an Friedrich Pietzsch am 24.04.1917 (3.2002.9029)

 

Neukölln, 24. April 1917.


am 9/5.15
Erl. 11/5

Lieber Fritz!

Heute an Deinem Geburtstage gedenken wir Deiner und bitten Dich, gütigst entschuldigen zu wollen, daß wir so unaufmerksam waren und Dir nicht rechtzeitig geschrieben haben. Nimm also bitte nachträglich unsre herzlichsten Glückwünsche entgegen, die darin gipfeln, daß es Dir recht bald vergönnt sein möge, gesund und wohlbehalten als siegreicher Krieger in unser geliebtes, mit einem segensreichen Frieden beglücktes Vaterland und zu Deinen Lieben für immer zurückkehren zu können. Wir
Wir alle hier hinter der Front wünschen und hoffen ebenso wie Ihr Vaterlandsverteidiger dort draußen, daß das große Ringen endlich einmal seinen Abschluß finden und ein geregeltes friedliches Leben, wie in den früheren Jahren eintreten möge; noch hat diese heiß ersehnte Stunde nicht geschlagen, denn heiß und wild wütet noch der mächtige Ansturm unsrer Feinde im Westen, aber wir beten zu Gott, daß er diese verzweifelte Tat an unsrer eisernen Mauer zerschellen lassen und alle Feinde belehren möge, daß deutsche Kraft, Treue und Beharrlichkeit nicht zu zerbrechen ist. Wie
Wie geht es Dir eigentlich dort draußen, hoffentlich gut; der Russe scheint Euch ja nicht mehr so stark zu belästigen wie früher, denn er scheint innerlich vollständig in Verfall geraten zu sein; das ist auch gut für Dich, für uns und alle lieben Feldgrauen an der Ostfront!
Uns geht es hier den Verhältnissen entsprechend gut, wir richten uns ein und halten durch. Die Stadtverwaltung hat anerkannt, daß wir zurückgebliebenen Beamten mehr wie in Friedenszeiten geleistet haben und uns in diesem Jahre den vollen Urlaub bewilligt, so daß wir uns nun bald die nötige Erholung gönnen können. Wir gedenken am 19. Mai daher wieder nach Marienbad zur Kur zu fahren, hoffentlich ist das Wetter bis dahin wärmer geworden! Wie ergeht es den Deinen, hoffentlich sind sie alle auf dem Posten.
Dir
Dir zum Schluß auch fernerhin bestes Wohlergehen wünschend, grüßen Dich freundlichst
Paul & Frieda Weschke

Und wenn\'s beschlossen ist da droben, daß unser Reich versink\' in Nacht, -
Noch einmal soll die Welt erproben, des deutschen Schwertes alte Macht;
Soll nicht mehr deutsches Wort erschallen, nicht deutsche Sitte mehr bestehn,
So laßt uns stolz und herrlich fallen, nicht tatenlos in Schmach vergehn.
Zieht nicht ein Tag die Schuld der Ahnen, die eigen Schuld vors Weltgericht,
Ihr seid die Schergen, ihr Romanen u. Slawen, die Richter seid ihr nicht!
Wir beugen uns den Schicksalsmächten, sie strafen furchtbar und gerecht
Ihr aber seid mit uns zu rechten, kein ebenbürtiges Geschlecht.
Brach Etzels Haus in Glut zusammen, als er die Nibelungen zwang;
So soll Europa stehn in Flammen bei der Germanen Untergang!-
Felix Dahn.

 

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