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Brief (Transkript)

Reinhold Lückemann an seine Ehefrau am 11.07.1916 (3.2002.9021)

 

Westen, 11.7.16.



Mein liebes Frauchen,
Teile Dir mit, daß ich gestern 2 Büchsen mit Marmelade ein Päckchen mit Brief Feuerstein u. Silberkugeln erhalten habe. Heut abend brachte mir die Post ein Paket mit Äpfel. Alles in in gutem Zustande angelangt. Die Klingen waren auch dabei. Solche kleinen Kugeln schick mir nicht mehr die liegen mir zu schwer im Magen u. riechen nicht schön. Also meinen herzlichen Dank für die vorigten Äpfel u. die letzten Pakete. Hättest die Äpfel wohl selbst gern gegessen? Auch Kindchen freut sich darüber. Wenn Du sie kaufen mußt, so ist es mir lieber wenn Du sie Dir u. Kindchen gönnst. ich kann sie entbehren. Bekomme hier auch hin und wieder etwas Obst.
Für Dich ist es ein Lebensmittel. Bei uns hat sich die Fresserei den Umständen nach etwas gebessert. Das brauchst Du ja bei uns zu Hause nicht zu sagen. Also wenn Du etwas zu kaufen bekommst so tu es Dir zu gute. Ich bin Dir ja sehr dankbar dafür, aber ich weiß Du mußt es Dir absparen am Munde. Du mußt mehr u. schwerer arbeiten als ich. Würde Dir lieber selbst etwas schicken aber man bekommt ja hier auch nichts gescheites. Mit Kartoffeln ist es jetzt die schlechteste Zeit alte sind alle u. neue giebts noch nicht. Das weiß ich. Den Aal hat Mutter oder Willi jedenfalls auch so zwischendurch erwischt: Daß muß ja ein Mordbengel sein. (12 Mark ist auch ein Mordgeld. (Es ist Krieg) Marmelade schicke mir vorläufig nicht mehr sonst hast Du schließlich selbst wieder nichts. Wenn Du mal wieder 5 [...] bekommst so schick mir eine Büchse. Erst kommst Du und dann ich. Ich muß das notwendigste bekommen aber Ihr daheim
Ich weiß wie es steht! - Leider .
Habe auch gelesen daß der Kamerad, der Mann Deiner Kolegin, den Heldentod 20 Klm. hinter der Front nach 3 Jahren Kriegszeit gefunden hat. Soetwas kommt täglich vor Kann durch Zufall, Unvorsicht oder sonstwie passieren. Kann bei uns auch vorkommen. Weißt doch noch wie ich Dir schrieb das der Kamerad mit dem ich ausrückte, eigentlich an meiner Stelle, wärend ich direkt in Feuerstellung kam, (gerade 1 Jahr ist es her) bei der Waffenmeisterei 10 Klm hinter der Front blieb, und nach ca 20 Tagen durch Fliegerbomben seinen Tod fand. Ich sah den Tod jede Minute bei mir u ging haarscharf an ihm vorbei.Das ist alles Glücksache. Der Soldat muß darauf stündlich gefast sein.
In den hellen Nächten bekommen wir ständig englischen Besuch. Und wer sich bei Tage mit offenem Maul die Fliegerkämpfe ansieht muß sich nicht wundern wenn ihm ne verirrte Kugel trifft. In die Sachen sind wir schon gerissen, wir verduften beizeiten. Kleinchen soll unbesorgt sein ich halte die Ohren steif u. offen.
Liebe Meta wenn Du mir die Woche 2 Karte sendest (Ansicht) bin ich zufrieden Wenn Du Sonntags Zeit hast schreibst Du mir einen Brief. Dann brauchst Du nicht immerzu zu schmieren verstehst doch!
2) Liebe Meta, auf Erika mußt Du gut aufpassen, daß sie nicht davon läuft und schließlich nochmal verunglückt. In diesem Alter ist ein Kind sehr wild. Daß der Ring einen schwarzen Rand hinterläßt wundert mich. Der ist jedenfalls vermurkst.
Hier mußte ich anhalten.
(12.7. abends) Also der Kerl hat jedenfalls mit Säure u. Zinn gelötet. Soetwas muß mit Silberlot gemacht werden. Gut in Seifenwasser reinigen. Silber wird schwarz wenn Du in Kale oder Salivil fäßt. Geht mit Seife blank zu waschen. Auf die Überraschung bin ich ja gespannt. Habe keinen Dunst was es sein könnte. War denn Tante Rose schon da? Wollen hoffen daß sie kommt, die alte Dame. -
Deinem Vater brauchst Du sein resignieren nicht übel zu nehmen als der jung war war ja kein Krieg damals war man noch nicht so nervös (denn son Kohldampf schob man da nicht) und man konnte da die Sache mehr mündlich und mit Gefühl erledigen. Wenn Else so Sonnabends nach Blumberg fährt kanst Du die ja einen kleinen Begriff davon machen. Kennst ja die Sache aus eigner Erfahrung. -
Also Georg Ebert ist in London Ja ein Soldat kann weit in der Welt kommen. Hoffentlich bleib er da und wird nicht wie viele Kameraden hinter der Front beschäftigt wo mancher noch seinen Tod fand. Ich will nun schließen indem ich Dich und Kindchen herzlich grüße als Dein
lieber Reinhold
Viele Grüße an Eltern u. Mädels.
Geht mir noch gut.

Von den Äpfeln esse ich jeden Abend einen und bin ich Gedanken bei Dir.
Hat Deine Mutter das Seifenpulver bekommen?

 

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