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Brief (Transkript)

Karl Friede an eine Freundin am 6.8.1917 (3.2002.9011)

 

Virton, 6.8.17.



Liebes Trudchen.
Für Deinen Brief vom 31.7. und Karte vom 2. cr.[?] sage ich Dir besten Dank. Ja, wenn ich erst wieder mit der Mandoline losmarschieren könnte ins Gottes freie Natur und singen „Bin ein fahrender Gesell!“ Ich muß Dir für diese Karte ganz besonders danken, denn rief sie mir doch so manche schöne Stunde auf einer herrlichen Wanderschaft wach. Hast Du die Verse selbst verfaßt? Na, nun zu Deinem Brief:
Ist es denn schon so weit mit Dir gekommen, daß Du einer Nervenanstalt überführt werden mußt. Hat wohl mal im Lustgarten „Viktoria“ geschoßen. Draußen im Graben während eines Trommelfeuers kann man tatsächlich blödsinnig werden. Hier im Lazarett haben wir auf der Nervenstation viele derartige Fälle. Die armen Kerle meinen noch immer vorn zu sein. Also Du bildest Dir später ein, als dummes Gänschen sitzen zu bleiben. Na, da würde ich an Deiner Stelle mal aufstehen, es ist ja dann nur der Abwechslung halber!!! Wenn ich während meines evt. Urlaubs ins Geschäft komme, brauchst Du von meiner Seite keinen Verrate[?] fürchten, wir können uns ja um jeden Argwohn zu vermeiden mit „Sie“ anreden. Wenn es sich irgend wie ermöglichen läßt, werde ich Dich natürlich von meinem Geschäftsbesuch in Kenntnis setzen. Bist Du mit mir zufrieden??
Für Dich ist auch eine Seifenblase am Zerplatzen und das erkennst Du erst jetzt. Dies erscheint mir eigentümlich. Hoffentlich kannst Du Dich wenn vielleicht auch schweren Herzens darüber hinwegsetzen; aber ich will für Dich hoffen, daß sich noch alles zum Guten wendet.
Nun sei recht herzlichst gegrüßt
von Deinem
Karl.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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