Brief (Transkript)

Heinrich Begemann an seine Eltern am 16.11.1870 (3.2013.3340.9)

 

(Fortsetzung von Brief 3.2013.3340.8)

Ich hoffe aber von Herzen, daß wir hier
bald weg kommen. Ein Glück ist, wie schon
gesagt, daß ich mein Unterzeug schon beisam=
men hatte. Die Wolle auf dem Leib thun einem
sehr bei diesem naßkalten Wetter, wo man
doch oft genug noch schwitzen muß. Nur mit neu=
en Strümpfen sah es bös aus. Sie sind schon alle
ziemlich dünn geworden und oft stopft.
Ich habe die beiden besten Paare ausgesucht zum
Mitnehmen; aber die, welche ich anhabe, sind von
dem vielen Laufen schon ganz caput, so daß ich
wohl zu dem Paar im Tornister greifen
muß und ans Stopfen muß. Lieb wäre es mir,
liebe Mutter, wenn Du mir noch ein Paar
gute nachschicken könntest.
Meine Sachen sind in Göttingen gut aufge=
hoben. Ich habe mit meiner Wirthin (Frau
Wolter, Stumpfebiel 8) keine weitere Ver=
abredung treffen können, da ich ja so Hals
über Kopf weg kam und am 10. Nov[ember], als ich
Morgens aus dem Hause ging, noch gar
nicht wußte, daß es wirklich los ginge. Aber
die alte Frau ist wirklich sehr zuverlässig
und sorgt jedenfalls fast ängstlich für die ihr
anvertrauten Sachen. Die hat die Stube in
Ordnung gemacht und dann abgeschlossen,
so daß ich sie wiederfinde, wie ich sie verlas=
sen habe. Das ist am besten, besser als wenn
ich durch andere noch was besorgen lasse. Für

die Lüftung der Kleider werde ich Sorge
tragen. Wenn es mit dem Freitische (Studentenverpflegung auf Spendenbasis) so
ginge, wie Rieken meint, wäre das ja
sehr angenehm. Ich habe durch einen Freund
ihn noch abbestellen lassen, da ich ja selbst
keine Zeit hatte.
Zum Schluß die herzlichsten Grüße an
Euch alle von

Eurem
Heinrich Begemann

 

 



Ansicht des Briefes

 

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