Brief (Transkript)

Paul Friedrich Wilhelm Koegel an seine Familie am 27.2.1871 (3.2013.2712.10)

 

Versailles, den 27 Februar 1871.

Meine Lieben !

Ich hoffe Euch im Besitz meines Briefes vom 26 d[e]s M[ona]ts ab
Mont. Valerien. Heute nun wieder einige wenige
Zeilen ab Hier, aber unter andern Verhältnissen. Seit vor=
gestern befinde ich mich wieder wegen meines Auges,
welches mir in den letzten Tagen wieder etwas
krank wurde, hier im Lazareth. Ihr braucht Euch nicht
zu ängstigen, denn es ist dies eine Vorsicht von mir,
in nächster Zeit stehen uns viele strapaziöse Märsche und
Anstrengungen bevor, und bei dieser Aussicht hatte ich
es sehr zu überlegen, ob ich mit meinem Augen, welches
von dem ungesunden Feuer (?) etwas entzündet war,
alle diese Anstrengunden mitmachen sollte. Von hier aus
werde ich nun in den nächsten Tagen nach Deutschland
abgehen werde zuerst, wenn es sich so machen lässt,

nach Magdeburg gehen und dann zu Euch kommen. Eure Briefe
sistirt (aussetzen) also so lange, bis ich Euch eine bestimmte Adresse
aufgeben kann, ich werde Euch von unterwegs ab u[nd] zu
Nachricht zu gehen zu lassen. Daß ich nun doch nicht
in Paris miteinmarschiren kann, darüber bin ich ziemlich
kalt, denn ich habe hier so viel Schönes und auch
Schreckliches gesehen, daß ich Paris wohl meiden kann.
Noch immer habe ich keine Nachricht von Euch, es ist
möglich, daß bei der Compagnie Briefe von Euch an mich
sind,


in diesem Falle wäre es möglich, daß ich dieselben
noch hier erhalte, wenn dieselben aber später kommen,
laß ich mir sie nachschicken. Wie es heißt, soll ja der
Friede gesichert sein, selbst hier in Versailles kann man
nichts Bestimmtes erfahren.
Heute genug hiermit, in der Kürze schreibe ich wieder.
Loeschke´s bitte vielmal zu grüßen.
Ihr aber alle seid herzlich gegrüßt von

Euerm Paul

 

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