Brief (Transkript)

Alma Koegel an Paul Friedrich Wilhelm Koegel am 24.4.1868 (3.2013.2712.3)

 

Droyssig 24/4 [18]68.

Lieber threuer Paul !

Noch bin ich in meinem lieben, lieben Droys=
sig, wo es mir so sehr gut geht, u. erhältst Du
also von hier aus einen herzlichen Segens=
wunsch zu Deinem Geburtstage. Der treue
Gott hat Dich ja bis hierher treu und freundlich
geleitet, ihm befehle ich Dich ferner mit Leib
und Seele. Er segne und behüte Dich dieses gan=
ze Jahr, fördere Dein Thun und lasse all Dein
Vornehmen gelingen.
Aus Sommerfeld werden sie Dir mittheilen,
wie es dort geht. Ich habe Mutter u. Otto nun
fast 3 Wochen nicht gesehen, und werde am
Sonntag Abend in ihre Mitte zurückkehren.
Recht betrübt es mich, daß wegen Otto noch
immer nichts entschieden ist und wünschte
so sehr, daß er auf die Pepiniere käme.
Doch dem Herrn wäre ja auch dies ein Leich=
tes, und wir dürfen nie vergessen, daß sei=
ne Wege allezeit die besten sind, er wird
ja auch Otto führen, wie es ihm gut u. dienlich

ist. Mir ist es auf meiner Reise sehr gut
gut gegangen. Zuerst war ich in Falken=
hain bei Bruder Fritz. Dieser holte mich
von Dresden ab. Es war ein prächtiger
sonniger Tag, als wir dort umherwandelten,
und. Dresden ist eine schöne Stadt. In Fal=
kenhain aber war es auch sehr schön. Die Bes=
sersche Familie war so lieb u. freundlich zu
mir, Bruder Fritz befindet sich dort sehr
wohl. Auch die Gegend ist prächtig, es war
nur Schade, daß die Bäume noch nicht grün
waren. Und nun bin ich hier in Droyssig,
wo ich mich sehr, sehr glücklich fühle, nur thut
es mir leid, daß ich morgen schon wieder fort
muß. Es ist traurig, daß das Schöne so vergäng=
lich ist, darum sollen wir ja auch schauen nach
dem Ewigen, Unvergänglichen, das im¯er
bleibt. Am Sonnabend Abend komme ich nach
Berlin, bleibe Sonntag dort u. komme dann
den Sonntag Abend um 11 Uhr in Sommerfeld
an. Doch für heute lebe wohl, denn ich habe
noch 3 Briefe zu schreiben. Entschuldige, daß
ich so mit leeren Händen komme, Du mußt
schon mit dem Stückchen Schinken, das Mutter
schickt, vorlieb nehmen. Den Otterslebers herzliche
Grüße. In treuer Liebe Deine Schwester

Alma.

 

top