Liebe Mutter Brüder Schwester und Schwagers

Ich habe die beiden Briefe richtig erhalten
den ersten den 6.ten Juni und den 2. den
13.ten Julius und habe darin gesehen das
Ihr noch alle gesund seid, welches mich
sehr freut. [...] bin ich Gott sei Dank auch
noch gesund welches nun das beste ist.
Liebe Mutter und Geschwister wir sind jetzt
sehr weit voneinander entfernt, denn ich bin
schon [...] in [...] Polen wir sind jetzt noch
vor alt Rußland. [...]
Wir haben seit Pfingsten immer im Felde
gelegen [...] des Abends hinkommen müssen
wir uns Hütten machen. Wir haben auf dem
Marsche sehr viel ausstehen müssen
bisweilen das wir hungern mußten
und die weiten Märsche und die strenge
Hitze, es sind den einen Tag von unseren
Regimentern 100 Mann gestorben von der
starken Hitze. Von dem Feind haben wir
so sehr viel noch nicht gelitten, denn die
Russische Armee ist noch nicht vor uns gewesen,
aber die Kosaken, die sind bis hierher immer
vor uns fortgegangen, haben die Magazine verbrannt
[...]
Lieber Bruder, du hast uns geschrieben, daß ich sollte
[...] aus [...] sagen daß es einen [...], aber es
ist schon einige Wochen wieder mehr da wir
liegen hier schon über [...] Tage als wir hier

erst herkamen waren die Kosaken noch
hier, da hatten wir einigemal was mit
zu tun, aber jetzt jetzt sieht man keine mehr.
es heißt auch bisweilen es sei Friede
und wir sollen nach Deutschland, es ist
aber nicht bestimmt. Es ist alles sehr teuer
wir kriegen wenig Brot und kein Geld
seit 6 Wochen.

Liebe Mutter und Geschwister, ich wünsche
eine sehr gute Ernte, und hoffe das Gott
die bis weilen schwache Hoffnung erfüllt
einander gesund wieder zu sehen.
Ich kann für dieses Mal nicht mehr
schreiben. Sollte ich wieder zu Euch
kommen so will ich euch erzählen.
Grüßet alle guten Freunde und Bekannten.

Liebe Mutter, Brüder Schwestern und
Schwager
Ich grüße Sie viel Tausendmal
und wünsche Ihnen [...] Gesundheit

Ich verbleibe Ihres getreusten Sohn und
Bruder
O. den 8ten August 1812

Johann Conrad Boes